Change- und Transformation-Management in Unternehmen

LucaNet AG, Meet LucaNet, | 6 min. Lesezeit

Interview mit Silvia Heredia Minthorne de Kläner und Sabeel Asghar

21 Jahre sind vergangen, seit Rolf-Jürgen Moll und Oliver Schmitz die Idee zu LucaNet hatten. In dieser Zeit haben sich nicht nur die Ansprüche an die Finanzabteilungen gewandelt, auch LucaNet ist als Unternehmen ein anderes geworden. Silvia Heredia Minthorne de Kläner, Team Lead People & Organizational Development, und Sabeel Asghar, Senior Organizational Development & Strategy Manager, leiten und begleiten diesen Transformationsprozess. Im Interview verraten sie uns, was Change im Kern bedeutet, wie man Mitarbeiter motiviert und was LucaNet und Rom gemeinsam haben.

Kennt ihr den Song „Changes“ von David Bowie?

Sabeel: Ja, natürlich – ch-ch-ch-ch changes ... (lacht)

Silvia: Ja, wobei mein persönlicher Lieblingssong zum Thema Veränderung und Wandel „The Times They Are a-Changin‘ “ von Bob Dylan ist. In dem Lied geht es um die Sehnsucht nach Veränderung. Dieses Gefühl hat Bob Dylan sehr schön ausgedrückt.

Was ist Change eigentlich und warum ist das Thema im digitalen Zeitalter so wichtig?

Sabeel: Wenn wir von Change im digitalen Zeitalter sprechen, meinen wir die rasante Entwicklung des Digitalen in den letzten Jahren sowie dessen Auswirkungen auf die Geschäftswelt. Eine davon ist, dass Unternehmen sich gezwungen sehen, einen Organisationswandel zu durchlaufen und an Themen wie digitalem und kulturellem Wandel, digitalem Leadership und digitalem Lernen zu arbeiten.

Denn im digitalen Zeitalter steigt die Befürchtung immer weiter an, mit der Entwicklung neuer Technologien, der Globalisierung und dem intensiveren Wettbewerb im jeweiligen Markt nicht mehr mithalten zu können.

Als Organisation muss man auf diese Herausforderungen reagieren können. Studien von Salesforce und IMD spiegeln diese Herausforderungen in Zahlen wider:

  • 76 % der Kund*innen sagen, dass es derzeit einfacher denn je ist, den Anbieter bzw. Dienstleister zu wechseln.
  • 63 % der Kund*innen erwarten von Unternehmen, dass sie häufiger als je zuvor neue Produkte/Dienstleistungen anbieten.
  • 62 % der Führungskräfte sind der Ansicht, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie nötig ist, um heutzutage wettbewerbsfähig zu sein, und weitere 22 % denken, dass eine solche Strategie in Zukunft nötig sein wird.

Heute haben Einzelpersonen die Ressourcen und die Technologien, um es mit jedem größeren Unternehmen aufzunehmen. Das führt in der Folge zu mehr Wettbewerb. Blockbuster und Netflix sind nur ein Beispiel, das zeigt, wie ein Newcomer in der Lage ist, den Markt aufzumischen und einen Giganten zu Fall zu bringen.

Silvia: Eine Ergänzung zu dem, was Sabeel gesagt hat: Ich denke, es ist wichtig, zwischen Change und Transformation zu unterscheiden. Beides ist gut und kann für die Organisation notwendig sein, aber die Ziele, Ergebnisse und Prozesse sind unterschiedlich. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten das verstehen. Folgendes Zitat von Tanmay Vora gefällt mir besonders gut: „Change fixes the past. Transformation creates the future.“

Change zielt darauf ab, die Vergangenheit zu verbessern. Daran orientieren sich alle Veränderungsmaßnahmen. Im Transformationsmodus werden unsere Handlungen von der Zukunft bestimmt. Es geht darum, die Zukunft neu zu erfinden, und den Möglichkeiten werden dabei nur durch unsere eigene Fantasie und unseren Mut Grenzen gesetzt.

In diesem Sinne sind auch wir gerade mitten in einem Transformationsprozess, um LucaNet 2.0 neu zu entwerfen. Inspiriert durch die Kundenbedürfnisse sowie unsere erfolgreiche Geschichte, damit wir unsere Unternehmensvision, die wir 2019 definiert haben, verwirklichen können. Change ist natürlich notwendig und ein wichtiger Teil davon, aber unser Fokus liegt auf der Zukunft. Bei uns ist Change also definitiv auf die Transformation ausgerichtet.

Welche Faktoren können so fundamentale Veränderungen auslösen, dass ein Change-Prozess für das Unternehmen unausweichlich wird?

Silvia: Oft wird ein Change-Prozess durch einen erhöhten Wettbewerbsdruck ausgelöst, z. B. wenn ein neuer Mitbewerber auf den Markt kommt oder sich die Kundenbedürfnisse verändert haben. Doch natürlich gibt es auch interne Prozesse, die zu Change führen können: große Veränderungen wie neue Mehrheitsstrukturen, neue Investoren oder M&A-Prozesse, oder auch kleinere Veränderungen wie die Einführung eines neuen Systems, eines neuen Prozesses oder einer neuen Struktur.

Doch all diese auslösenden Faktoren haben etwas gemeinsam, und zwar, dass sie in der Regel das Ziel verfolgen, die Organisation für die Zukunft fit zu machen und wieder zum Erfolg zu führen bzw. den Erfolg zu sichern.

Der Vorstand von LucaNet hat sich 2019 dazu entschlossen, die Unternehmensvision zu überarbeiten. Das war für uns der Auslöser, uns im Jahr unseres 20-jährigen Bestehens mit unserer Zukunftsfähigkeit und unserer Unternehmenskultur zu beschäftigen. Hauptmotivation dabei war, rechtzeitig die Weichen zu stellen, sodass wir auch die nächsten 20, oder besser noch 200 Jahre erfolgreich sein können (lacht).

Sabeel: Zusammenfassend kann man sagen, dass es ganz allgemein mehrere Gründe geben kann, aus denen sich eine Organisation dazu entschließt, sich zu verändern. Vielleicht möchte man in den Wettbewerb treten oder auf die Konkurrenz reagieren, den Status quo anfechten, auf Trends reagieren oder einfach Wachstumschancen nutzen.

Nur selten laufen Change-Prozesse im Unternehmen reibungslos ab. Welche Faktoren sind für ein erfolgreiches Change-Management entscheidend?

Sabeel: Im letzten Jahr haben wir gelernt, was die wichtigsten drei Faktoren in einem Transformationsprozess sind:

1. Gespräche eröffnen, führen und begleiten: Das bedeutet, Informationen nicht einfach nur top-down weiterzugeben, sondern Kanäle und Plattformen aufzubauen, die zu bestimmten Themen einen offenen Informationsaustausch ermöglichen.

Deshalb haben wir hier bei LucaNet verschiedene Methodiken wie Peer Coaching und Fokusgruppen eingeführt, in denen wir über Change sprechen. Außerdem haben wir eine Gruppe von Botschafter*innen zusammengestellt – mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, was Erfahrung, Wissen, Hierarchieebene, Geschlecht und Standort angeht. Sie sind die Stimme und Berater*innen des Transformationsprozesses.

Silvia: 2. Ein weiterer enorm wichtiger Aspekt besteht darin, kontinuierliches Lernen zu ermöglichen und zu fördern: Die Fähigkeit der Mitarbeiter, neue Fertigkeiten zu erlernen, neue Verhaltensweisen auszuformen und sich kontinuierlich anzupassen, ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg in einem Transformationsprozess. Deshalb führen wir aktuell eine Lernplattform ein und veranstalten Events wie den Skill Summit, um den kontinuierlichen Wissensaustausch bei LucaNet zu fördern.

Sabeel: 3. Und last, but not least – Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut: Daran erinnert uns unser COO Oliver Schmitz immer wieder, und wir behalten das im Hinterkopf. Transformation erfordert Geduld – mit sich selbst und anderen.

Menschen sind Gewohnheitstiere, die meisten scheuen Veränderungen. Wie motiviert man Mitarbeiter und welche Rolle spielt das Management für einen erfolgreichen Veränderungsprozess?

Silvia: Es hat sich gezeigt, dass spannendes Storytelling, Führen durch Vorbild und Coaching extrem wichtig sind, wenn es darum geht, Menschen dabei zu helfen, Teil der Transformation zu werden und Change umzusetzen. Das gilt zwar für alle innerhalb einer Organisation, doch insbesondere die Führungsebene muss diese Tools nutzen, um das Team für Veränderung zu begeistern und zu inspirieren.

Die Unterstützung des Managements ist der Schlüssel für jeden erfolgreichen Transformationsprozess. Wenn das Management dem Wandel gegenüber offen ist und die Transformation durch Anleitung und Unterstützung fördert, fällt es den Mitarbeitenden leichter, die Veränderungen umzusetzen.

Im Rahmen unseres Leadership-Trainings haben sich drei Hauptaufgaben für Führungskräfte in einem Transformationsprozess herauskristallisiert:

  1. Sich selbst führen: Um eine Transformation auszulösen und andere zu führen, müssen Führungskräfte bereit sein, sich selbst zu verändern. Hier ist die Selbstbeobachtung als wesentliches Instrument zur Selbstreflexion einzusetzen.
  2. Andere führen: Transformationale Führungskompetenzen anwenden, um das Team zu befähigen und in den Veränderungsprozess einzubinden.
  3. Das Unternehmen führen: Eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Transformation einnehmen. Abläufe, Strategien und Strukturen neu ausrichten, um die Vision zu verwirklichen und die Transformation zu unterstützen.

Sabeel: Wenn es um Transformation geht, kommt man nicht weit, ohne Herz und Verstand der Menschen anzusprechen. Deshalb haben wir intern mit einer Reihe Initiativen begonnen, um mehr in die Mitarbeiter zu investieren und unsere Kultur zu verändern, indem wir unsere Werte überarbeiten und ein agiles Lernumfeld schaffen. So fördern wir den Ausbau von wichtigen Fähigkeiten und verankern neue Verhaltensweisen auf allen Organisationsebenen, um unser Arbeitsumfeld sowie das Mitarbeiter- und Kundenerlebnis zu verbessern.

Was war die wichtigste persönliche Veränderung in eurem Leben?

Silvia: Ich würde sagen, dass alle großen Veränderungen in meinem Leben mit Menschen zu tun hatten. Die wichtigste persönliche Veränderung in meinem Leben war, meinen Mann zu treffen, zu heiraten und im Alter von 24 Jahren Mutter von zwei bezaubernden Zwillingstöchtern zu werden, während ich noch studiert habe und dann ins Berufsleben eingestiegen bin.

Als berufstätige Mutter von inzwischen drei Kindern ist mein Alltag natürlich von vielen kleinen und großen Veränderungen geprägt. So wird es zum Glück nie langweilig (lacht).

Was macht ihr an Weihnachten?

Sabeel: Ich werde Freiwilligenarbeit leisten. Da meine Familie und ich Weihnachten nicht feiern, engagiere ich mich an Weihnachten immer in der Kirche oder im Waisenhaus. Weihnachten ist eine gute Zeit, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben und mit jenen zu feiern, die vielleicht sonst niemanden haben, mit dem sie feiern könnten. So schließt man auch neue Freundschaften und kann von anderen lernen.

Silvia: Da stimme ich Sabeel absolut zu. Anderen zu helfen und Zeit mit der Familie zu verbringen, ist für mich der Kerngedanke von Weihnachten. An Heiligabend werde ich mit meiner Familie – und unserem neuen Welpen – feiern, am virtuellen Weihnachtsgottesdienst teilnehmen, ein ausgedehntes Weihnachtsessen genießen und lange mit meiner Familie in Uruguay telefonieren. Darauf freue ich mich schon sehr!

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